10 Fragen an unsere SpreeautorInnen: Salah Naoura

Porträt Salah Naoura: © Till Hülsemann

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Name: Salah Naoura
geboren in:  Berlin, aufgewachsen in Hessen
seit wann wieder in Berlin: 1986
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1. Was sind die drei Lieblingsbücher deiner Kindheit?

„Die grüne Wolke“ von A.S.Neill, „Mein Tiger Mitty“ von Anne Barrett und „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ von Boy Lornsen.

2.  Wie kam es zu deinem Berufswunsch Autor – und wie bist du es geworden?

Mir Geschichten ausgedacht und sie aufgeschrieben habe ich schon als Kind, aber eigentlich wollte ich zuerst Illustrator werden, weil ich sehr gerne zeichnete und malte. Später für kurze Zeit auch Schauspieler, aber nach dem Studium (Deutsch und Schwedisch) wurde ich dann erst mal Lektor in einem Kinderbuchverlag. Dann freier Übersetzer. An eigene Kinderromane habe ich mich erst spät herangetraut. Als der erste endlich erschien, war ich schon 43.

3. Wie sieht dein Arbeitsplatz aus?

Unterschiedlich. Ich schreibe in einem Gemeinschaftsbüro, wo es keine festen Arbeitsplätze gibt. Jeder kann sitzen, wo er will. Über meinem Lieblingsschreibtisch hängt ein großes, schönes Landschaftsfoto, das aussieht wie gemalt. Und in dem Raum gibt es auch eine Schlafcouch, die von allen gern genutzt wird. Dort liege ich gern und denke mir das nächste Kapitel aus. Und auf dem Tisch steht neben meinem Laptop immer eine Tasse Tee, Earl Grey.

Arbeitsplatz: © privat

4. Wann kommen dir die besten Ideen?

Überall und ständig. Beim Spazierengehen, Duschen, Abwaschen, Zähneputzen und manchmal leider auch nachts (zum Glück selten). Dann liege ich wach und sehe die neue Geschichte vor meinen Augen ablaufen wie einen Film.

5. Wie sollen die HeldInnen deiner Kinderbücher vor allem sein?

Unangepasst, eigen und kreativ. Sie müssen nach neuen Wegen suchen, um schwierige Situationen zu meistern, die in der Regel durch die Probleme der Erwachsenen entstehen. Davon handeln in der ein oder anderen Form alle meine Bücher. Die Kinder haben es mit den Erwachsenen nicht leicht. Aber sie finden eine Lösung. Oft eine etwas ungewöhnliche.

6. Träumst du manchmal von deinen Figuren? Und wie heißt deine Lieblingsfigur?

Nein, denn wenn ich nachts von Figuren heimgesucht werde, liege ich ja wach. Meine Lieblingsfigur ist Anton aus „Dilip und der Urknall“.

7. Wem liest du als Erstes deine Texte vor?

Ich lese sie nicht vor, sondern gebe sie einem Freund, der einen guten Blick auf die Entwicklung der Figuren und des Plots hat. Seine Ratschläge sind immer sehr, sehr gut.

8. Machst du Lesungen oder Workshops mit Kindern? Fällt dir dir dazu ein Erlebnis ein?

Bei meinen Lesungen trage ich immer auch ein paar meiner sprachspielerischen Gedichte vor … Einmal meldete sich danach spontan ein Junge, der unbedingt selber etwas aufsagen wollte. Er kam einfach nach vorn, stellte sich vor die zwei Klassen und gab ein Gedicht zum Besten – das fand ich enorm mutig. Ich selber hätte mich das mit acht nicht getraut.

9. Was sollte sich in der Kinderbuchbranche grundlegend verbessern?

Derzeit gibt es meiner Meinung nach zu viel Ähnliches. Jeder Verlag versucht den Erfolg des anderen zu kopieren. Und der Schwerpunkt liegt auf leicht Gängigem. In den Buchhandlungen sehe ich fast nur noch Mainstream-Reihen, alle Bände in Reih und Glied. Einzeltitel sind die Ausnahme. Für Autoren, die anspruchsvollere Einzeltitel schreiben wollen, ist es schwer geworden, einen Verlag zu finden. Nur noch sehr wenige Verlage wollen solche Bücher machen. Und nur noch wenige Buchhandlungen wollen sich solche Bücher in die Regale stellen. Ich wünsche mir von den Verlagen wieder mehr Mut zu ungewöhnlichen Geschichten und Figuren mit Ecken und Kanten. 

10. Wie hieß das erste Kinderbuch, das von dir erschien, und was ist deine jüngste Neuerscheinung auf dem Buchmarkt?

Mein allererstes Buch war eine kleine Geschichte für Erstleser und hieß „Der große Hund ist weg!“. Es erschien 1997. Mein neuestes Buch heißt „Superflashboy und das Geheimnis von Shao-Shao“ und ist im Juli 2019 erschienen.

Coverillustration von Kai Schüttler, Rowohlt Verlag