Schreiben oder Nichtschreiben …

Über Schreiblust und Schreibfrust in pandemischen Zeiten

© Till Hülsemann

Von Salah Naoura (Text) und Katja Spitzer (Illustrationen)

Interessant ist ja immer, wie NichtautorInnen sich den Prozess des Schreibens vorstellen. Zum Beispiel: „Sie haben sicher Kinder, das inspiriert Sie dazu, für Kinder zu schreiben.“ (Nein, beides trifft nicht zu.) Oder: „Jetzt, im Lockdown, gehen Ihnen sicher die Ideen aus, weil ja einfach nichts mehr passiert. Da fehlen die Inspirationsquellen.“ (Nein, Ideen habe ich genauso viele wie sonst – nur fehlt mir die Energie, sie umzusetzen.)

Als letztes Jahr der erste Lockdown begann, lautete mein schlauer Plan: „Die Zeit, die mir durch ausfallende Lesungen zur Verfügung steht, nutze ich zum Schreiben – und wenn Corona dann vorbei ist, habe ich zwei oder drei Kinderbücher geschrieben und kann sie aus dem Hut zaubern.“ Der Plan ging doppelt nicht auf. Corona ist noch lange nicht vorbei, und von Schreiben kann bei mir keine Rede sein, weil es derzeit absolut nicht funktioniert. Ich habe drei oder vier Texte angefangen und nichts davon beendet. Ich fühle mich beim Schreiben wie Professor Hastig aus der Sesamstraße, der nach jedem zweiten Satz einschläft … Und was Corona angeht, komme ich mir vor wie Cinderella, die nach dem Ball bei Hofe festsitzt und auf ihre Rückverwandlung wartet, weil der Zeiger der Kirchturmuhr kurz vor Mitternacht leider stehengeblieben ist. Dabei wollen sicher auch Cinderellas irgendwann ganz gern zurück in ihren Alltag und endlich mal wieder Erbsen zählen. (Na ja, der Vergleich hinkt, da Cinderellas Erbsenzählerei ja keine frei gewählte Tätigkeit war.)

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10 Fragen an unsere SpreeautorInnen: Katja Spitzer

© Foto: Sebastian Gievert

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Name: Katja Spitzer
geboren in: Zerbst
seit wann in Berlin: 2011
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1. Was sind die drei Lieblingsbücher deiner Kindheit?

Die „Geschichten aus der Murkelei“ von Hans Fallada mit den skurrilen Figuren darin habe ich sehr geliebt. Dazu kamen die abgründigen Illustrationen von Hans Ticha. Besonderen Eindruck auf mich haben die Höllenhunde „Gier“ und „Neid“ mit ihren großen Mäulern und spitzen Zähnen gemacht. „Das Wildpferd unterm Kachelofen“ von Christoph Hein mit Illustrationen von Manfred Bofinger mochte ich sehr. Seitdem weiß ich, was ein Clochard ist. Ein fantastisches Buch ist „Die dampfenden Hälse der Pferde im Turm von Babel“ von Franz Fühmann mit Illustrationen von Egbert Herfurth. Das ist ein Buch über Sprache und schon der Titel ist großartig.

2.  Wie kam es zu deinem Berufswunsch Illustratorin – und wie bist du es geworden?

Ich habe mir schon als Kind oft gemerkt, wer die Bilder in den Büchern gemacht hat. In der DDR gab es fantastische Illustratoren wie Volker Pfüller, Egbert Herfurth, Ruth Knorr, Albrecht von Bodecker, Manfred Bofinger oder Hans Ticha. Ihre Stile konnte ich schnell unterscheiden. Nach dem Abitur hab ich erst mal Kunstgeschichte und Geschichte studiert. Eine Freundin hat mir irgendwann vom Illustrationsstudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig erzählt. Ich habe mir dann die Jahresausstellung der Illustrationsklasse von Volker Pfüller angeschaut und wusste, dass ich genau das machen wollte!

3. Wie sieht dein Arbeitsplatz aus?

Meistens wild und chaotisch. Voller Bücher, Skizzenbücher und Krimskrams. Obwohl ich ständig aufräume, bleibt es leider nie lange ordentlich. 

© Foto: Sebastian Gievert
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