Zukunftspläne
Andrea Schomburg 2018
Ein Dichter ist total frustriert,
weil kein Verlag ihn publiziert.
Und der Agent, mit Achselzucken,
sagt: „Lyrik will halt keiner drucken.
Ich tu ja wirklich, was ich kann …“
Der Dichter denkt sich irgendwann:
„Ich find ja doch kein Publikum“,
reimt sich noch eins und bringt sich um.
Nun sagen alle, das ist klar,
wie herrlich er als Dichter war:
Sensibel, einfühlsam, verletzlich
und schlechthin einfach unersetzlich.
Und eines Tages dringt die Klage
natürlich auch bis zum Verlage,
und der Verleger sieht, genial,
sofort das Absatzpotential:
„Der hat sich umgebracht? Ach nee!
Da war doch noch dies Exposé …
Hm, ja – sieht bisschen dünne aus –
Na, ist egal, das bring‘ wir raus.
Und in den Klappentext, da schreibt:
Der Dichter hat sich jüngst entleibt.
Sein Schicksal war bewegt und tragisch,
doch seine Dichtung, die ist magisch!“
Gesagt, getan. Das Buch erscheint,
und alles kauft und liest und weint,
und der Poet erlebt posthum
Erfolg und Glanz und Hype und Ruhm.
Dies lehrt: Den Dichter, den man mied,
den druckt man gern, wenn er verschied.
Ihr Dichter, die ihr denkt und schreibt –
plant lieber, wie ihr euch entleibt!
Und wenn ihr auch erst skeptisch guckt:
Was zählt, ist doch, dass man euch druckt!