Leipziger Impressionen

von Andrea Schomburg

Buchmesse Leipzig. Unbegreiflicherweise schon wieder vorbei, und gleichfalls unbegreiflich, was sich in zwei Tagen an Treffen bzw. Fast-Treffen alles ereignen kann: Schon am Ankunftsabend dinierte im Restaurant „Drogerie“ neben Juliane Kayser und mir am Nebentisch Rainer Moritz, der Chef des Literaturhauses Hamburg, und dann kam auch noch Denis Scheck hereingefedert, den ich ja mit teeniehafter Anhimmelung verehre, und nur mühsam konnte ich mich daran hindern, hinzurennen und zu sagen, wie toll ich seine Rezensionen finde.

Am nächsten Morgen bei strahlendem Wetter zur Messe gefahren, in Halle 2 fast kein Durchkommen in dem Gewimmel von Schul- und Kita-Gruppen. Diesbezüglich wird jedenfalls Leseförderung betrieben, dass es nur so kracht!

Ein Leipziger Lesekompass ging, wie euch allen ja bestimmt bekannt, an unsere Spreeautorenkollegin Lena Hach für ihr Buch „Grüne Gurken“. Ich konnte ihr gleich gratulieren und außerdem Christine Paxmann, die Chefin vom „Eselsohr“, Stefanie Leo („Ich mach was mit Kinderbüchern“), meine Hummelburg-Pressefrau Anika Harder und, last but not least, Kirsten Boie begrüßen, die trotz Fuß-Orthese unglaublich aktiv, freundlich und souverän bei ihren Lesungen, aber vor allem für ihre „Hamburger Erklärung“ („Jedes Kind muss lesen lernen“) unterwegs und einfach überall war. Tolle Frau!

Frau Kothe und Frau Reiter von „Käpt‘n Book“, wo ich im Herbst lesen darf, habe ich auch kennengelernt und gleich das megatolle Käpt’n-Book-Magazin geschenkt bekommen.

Der absolute Höhepunkt des Tages war aber natürlich das Interview mit der Literaturinitiative Berlin zu meiner geliebten Neuerscheinung „Herzensbruder Bruderherz“ (Tulipan). Vor Freude und Aufregung habe ich fast den Stand nicht gefunden, aber dann doch. Lucia, Leni, Anissa und Orson hatten sich vorbereitet bis unter den Stehkragen und haben kompetente, sehr interessierte Fragen gestellt: Ob das Buch autobiographische Züge hat, zum Beispiel, welche Szene mir am besten gefällt, welche Person ich am meisten mag und ob mein Leben als Lehrerin das Buch beeinflusst hat, was ja sehr der Fall ist …

Dann habe ich noch ein bisschen die wie immer herzliche Gastfreundschaft meines Tulipan-Verlags genossen, mit der Verlegerin Anette Beckmann geklönt, mich bei den Presse-und Lizenzfrauen Simone Theurer und Nellie Oswald für alles bedankt, und dann kamen noch Jutta Nymphius und Stefanie Taschinski, die unfassbar tolle und aktive Doppelspitze der Elbautoren, die bis nach Leipzig in Sachen Elbautoren unterwegs waren.

Natürlich kann man nicht annähernd alle Veranstaltungen besuchen. Eine, in die ich reingeschnuppert habe, hieß „Patriarchendämmerung – über das veränderte Bild des Verlegers“: Trotz verringerter Leserzahlen kein Grund für Krisenstimmung, habe ich dort gelernt, man kann das auffangen im Audio Screening Bereich und müsse neue Kanäle zum Kunden nutzen, Klagen gäbe es immer, tatsächlich wurde schon 1920 von maßgeblicher Seite beklagt, dass die Neuzeit so hektisch geworden sei, dass niemand mehr Zeit zum Lesen habe.

Na dann …

Am nächsten Tag weitere Treffen und anregendes Gewusel: Frank Kühne vom Carlsen Verlag, mit dem ich auf Facebook befreundet bin und der die Elbautoren in großzügigster und nettester Weise unterstützt, winkt kurz von einem Termin. Jörg Hilpert, der Vater des „Ritter Rost“, erzählt oder vielmehr erzählt nicht von einem neuen, noch geheimen Projekt. Am Carlsen-Stand fällt mir sein großartiges hochformatiges Bilderbuch „Der Eichbaum“ in die Hände, das von Christian Morgenstern inspiriert zu sein scheint: „Mietegäste vier im Haus / hat die alte Buche“. Natürlich nur der Ausgangspunkt!

Bei einer weiteren Stippvisite am Stand meiner geliebten Tulipanis sind wieder LIN-Kinder da, die Simone Theurer zum Tulipan-Verlag interviewen. Da kann ich gleich etwas aus Autorensicht beisteuern und den Kindern – natürlich nach Rückfrage, ob das für sie interessant ist – von Autorenseite etwas über den Verlag erzählen. Es wird eine Liebeserklärung. Verdient, verdient.

Treffen mit Katharina Mauder, meiner lieben Elbautoren-Kollegin, die mir Gesellschaft leistet, als ich mir hastig eine Kartoffelpfanne mit knoblauchlastiger Quarksauce zwischen die Zähne schiebe, und mich auf eine Podiumsdiskussion mitschnackt, in der es – mit Kirsten Boie als Schirmfrau der Organisation – um Leseförderung in Kita und Kindergarten geht. Beklagt wird das geringe Interesse, das von Seiten vieler ErzieherInnen Büchern und Lesen und damit auch dem Lesen mit den Kindern entgegengebracht wird, zitiert wird die Aussage einer Auszubildenden: „I tu halt net so arg gern lesen.“ Kirsten Boie betont in gewohnter Verbindlichkeit, dass die ErzieherInnen sonst ja ganz großartig seien, dem Lesemissstand, da ist man sich einig, soll und wird aber in Zukunft in der Ausbildung abgeholfen werden. Übrigens ein Gebiet, das auch in der Grundschullehrer-Ausbildung bzw. im Studium zu wenig berücksichtigt wird, anscheinend, wie meine Studis in meinem Seminar zu Kinderliteratur sagten, die sich sehr freuten, dass sie mal „richtig viele Kinderbücher“ kennenlernten, die sie in ihrem späteren Unterricht verwenden könnten. Besonders natürlich Salah Naouras wunderbares Werk „Chris, der größte Retter aller Zeiten.“

Es gibt also noch viel zu tun. Und wir, als KinderbuchautorInnenn (bzw. IllustratorInnen) können uns so was von freuen über unsere wichtige und wunderbare Arbeit. Packen wir’s an!

Und übermorgen geht’s dann nach Bologna. Uff!