Wir freuen uns über einen tollen Gastartikel (Auszug) von Heike Brillmann-Ede. Der vollständige Beitrag erschien ursprünglich unter dem Titel „SICHTBAR werden — und bleiben!“ im Eselsohr April 2019. Wir dürfen den Text auszugsweise auf dem Spreeautoren-Blog veröffentlichen. Vielen Dank an Heike Brillmann-Ede und das Eselsohr.
Weibliche Vorbilder werden gebraucht. JA, und schön, dass die #MeToo-Debatte geholfen hat, das Thema erneut ins Bewusstsein zu rücken. Diskussion bis zum Kampf treibt Frauen seit Jahrhunderten an: Wie schaffen wir es, endlich gleichgestellt und gleichbehandelt zu werden? Weltweit. Unbedingte Voraussetzung ist das Benennen derjenigen, die vorangehen. Denn Sichtbarkeit ermöglicht Identifikation. Ein Blick in die Buchwelt lässt hoffen, dass das aktuelle Engagement nachhaltig gedacht ist.
Von Heike Brillmann-Ede
Gelungen ist der Überblick, den Marta Breen (Text) und Jenny Jordahl (Illustraion) in Rebellische Frauen präsentieren. Weit gespannt ist der historische Bogen: von 1840, als beim inter- nationalen Anti-Sklaverei-Kongress in England die Frauen zwar zuhören, aber nicht mitreden durften, und wenig später Amerikanerinnen in einem Manifest die Gleichberechtigung von Mann und Frau forderten – bis hin zu Malala, der jüngsten Friedensnobelpreisträgerin, und #MeToo. Neben mitreißenden Einzelporträts geben die farbthematisch gestalteten Doppelseiten Aufschluss über die Ziele: Befreiung aus männlicher Vormundschaft, Wahlrecht und politische Teilhabe auf allen Ebenen, das Recht auf Bildung und gleiche Bezahlung, gegen die Unterdrückung durch die Religion und für das Recht auf Verhütung, Abtreibung und sexuelle Orientierung. Viel wird erreicht, wenn nur eine vorangeht!
Frauenpower made in Europe heißt der Band, Autorin Petra Bachmann und Illustratorin Inka Vigh findet man leider erst auf der Innentitel- seite. Schade, vielleicht passte die Namensnennung nicht zur Cover-Optik. In chronologischer Reihenfolge – angefangen bei Hildegard von Bingen bis zur jungen Julia Dekker, die allein die Welt umsegelte – werden bild- und inforei- che Porträts geboten. Im Anhang verknüpft eine Chronik die Lebensdaten der Frauen mit historischen Ereignissen. Die luftige Gestaltung ist einladend, der Text eingängig mit Originalzitaten. Ergreifende Schicksale wie das von Lili Elbe, einer „Pionierin der Geschlechtsumwandlung“, rücken Menschen ins Bewusstsein, die zu oft vergessen sind.
Die Historikerin und Autorin Mackenzie Lee machte im Studium die Erfahrung, dass weibliche Vorbilder kaum genannt wurden, obwohl sie in eigenen Recherchen vielen ungewöhnlichen Frauen begegnete. Farbintensiv unterstützt von Petra Eriksson, stellt Lee „ihre Lieblingsfrauen“ in Kick-ass Women – 52 wahre Heldinnen vor. Frauen aus knapp fünf Jahrtausenden bis 1965 stehen für Intuition, Innovation, Herrschaftsanspruch, Widerspruchsgeist und Kreativität in allen Bereichen des Lebens, der Wissenschaft und der Kunst (ein wenig US-lastig). Die eng gedruckten Texte sind schlank und zielorientiert formuliert, Anmerkungen und Zitate erweitern den Blick, die ausgewählte Literatur am Ende ist eine Einladung zur Eigenrecherche, wenn auch fast nur englischsprachig und in Lupenschrift.
Ergänzung von Constanze Guhr:
Auch einige der „Spreeautoren“ – und zwar diesmal die Berliner Illustratorinnen – haben an einem Buch über Frauenpower mitgewirkt. Anlässlich des hundertjährigen Jubiläums des Frauenwahlrechts erschien 2018 das Buch 100 Frauen – 100 Jahre Frauenwahlrecht bei Jacoby & Stuart. Bianca Schaalburg, Britta Teckentrupp, Constanze Guhr, Katja Spitzer, Nele Brönner, Arinda Craciun, Ulrike Jensen und Tanja Székessy illustrierten ihre Frauen. Das Buch richtet sich an Jugendliche ab 12 Jahren.