Für 6 bis 8 Jahre. Schön bunt. Schön witzig. Schön schön.
Von Iris Wolfermann
Nachdem ich bereits viele Kinderbücher illustriert hatte, begann ich vor einigen Jahren zusätzlich zu schreiben. Ich wollte gern auch meine eigenen Geschichten illustrieren und hatte stets große Lust, Bücher nicht nur zu zeichnen, sondern auch komplett zu erzählen.
Schon als Kind entwarf ich kleine Buchprojekte. Mein erster Entwurf war das Nachzeichnen des Sachbuches „Vom Korn zum Brot“ von Ali Mitgutsch. Es erzählte davon, wie aus einer Kornähre ein Brot entsteht, das am Ende ein Kind beim Bäcker kauft. Besonders der rote Mähdrescher brachte mich mit der Darstellung seiner Perspektive damals zum Grübeln. Über mehrere Wochen malte ich mit Filzstiften die Bilder ab, Seite für Seite. Auch faszinierte mich die Vielfalt der Bücher. Ich liebte die großen, panoramahaften Seiten der Bilderbücher. Später las ich alles, was ich zwischen die Finger bekam, ich verschlang Märchen, Romane, Comics und Erzählungen und war häufiger Gast in der städtischen Bücherei.
Die Ideen zu meinen Geschichten entstehen aus einer Figur in meinem Kopf. Meist ist es ein Bild oder ein Charakter, den ich mir vorstelle, oder es gibt ein Erlebnis, das ich genauer beschreiben möchte. Manchmal kommt mir auch beim Illustrieren der Texte anderer Autor*innen die Idee zu einer Geschichte, oder ich finde sie in meiner realen Umgebung. Dann füge ich eine großzügige Portion Übertreibung, Witz und Fantasie hinzu. Mir ist wichtig, dass die Charaktere in meinen Geschichten nicht klischeehaft und lieblich sind. Einerseits sollen sich die Leser*innen mit ihnen identifizieren können, andererseits dürfen die Figuren auch unkonventionell handeln, um die Spannung der Geschichte zu erhöhen.
Ich schreibe immer zuerst die Geschichte. Erst wenn die Arbeit am Text komplett abgeschlossen ist, beginne ich zu skizzieren. Die Illustrationen richten sich in ihrer Größe und der Komposition nach dem Format des Buches. Daher ist es für mich wichtig, beim Zeichnen den Umfang des Buches zu kennen, denn ich füge die Skizzen in den Fließtext ein. Ansonsten müsste ich die Bilder mehrfach entwerfen.
Das Verhältnis von Bild und Text gibt der Verlag vor. Bei Tulipan gibt es die drei Lesestufen A, B und C. Die Karla-Geschichten gehören zur Stufe B, was einem mittleren Umfang von Text und Bild entspricht. Die Erstlesebücher haben farbige Doppelseiten, wobei etwa die Hälfte bis ein Drittel des Bildes Raum für den Text gibt.
Und wie kam ich zu Karla? Wie viele Autor*innen hatte ich ein unveröffentlichtes Manuskript in der Schublade und hing mit meinem zweiten Kinderroman fest, es ging weder vor noch zurück. Daher erfand ich eine neue Figur: die 7-jährige „Karla“. Ich begann mit einer Kurzgeschichte zum Thema „Geburtstag“. Das ist das vordergründige Thema, denn eigentlich geht es um ein „Geheimnis“ und das Übertreten einer Grenze. Auch wenn sich Karla in einem Text für Erstleser bewegt, darf sie ruhig ein wenig „schwitzen“ und der/ die Leser*in mit ihr. Auch Kinder, die das Lesen erst lernen, lieben spannende Geschichten mit überraschenden Wendungen. Natürlich muss die Geschichte am Ende gut ausgehen, denn es handelt sich ja um ein Kinderbuch. Aber nur „schön“ muss die Handlung nicht ablaufen.
Karla ist frech, aber nicht zu frech. Sie macht nicht immer das, was die Erwachsenen wollen, und muss sich mit ihrer zickigen großen Schwester Lea herumärgern. Ihr steter Begleiter ist die Katze Mini. Karlas bester Freund Ben ist schüchtern und zurückhaltend.
Ich hatte an einen Erzählband mit zehn Kapiteln gedacht. Zwischen den einzelnen Kapiteln sollte es kleine Überschneidungen geben. Sieben Kapitel hatte ich bereits geschrieben, als ich mich mit den ersten zwei Kapiteln an den Tulipan Verlag wandte.
Und dann kam alles ganz anders als geplant: „Wir machen eine neue Reihe aus deinen Geschichten. Eine Erstlesereihe“, sagte meine Verlegerin, und ich war sofort Feuer und Flamme.
Erst nachdem ich die beiden Geschichten umgeschrieben, meine Zuhörerschaft ihre Kritik geäußert und ich die Geschichten dann nochmals überarbeitet hatte, skizzierte ich die Hauptfiguren. Dann folgten mehrere Storyboards und am Ende die Reinzeichnungen.
Für alle, die Karla kennenlernen möchten, freue ich mich über euren Besuch bei Tulipan.