10 Fragen an unsere SpreeautorInnen: Kirsten Höcker

Foto: © privat

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Name: Kirsten Höcker
geboren in: Ostercappeln bei Osnabrück
seit wann in Berlin: Mitte der 80er – ich habe den Mauerfall vor Ort erlebt
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1. Was sind die drei Lieblingsbücher deiner Kindheit?

Statt Bilderbücher anzuschauen, habe ich gerne Geschichten angehört. Am liebsten Märchen. Die hatten wir zu Hause auf unzähligen Schallplatten. Dabei konnte ich so richtig abtauchen – das waren schöne Momente. Bücher gab es bei uns aber auch. Ich mochte z.B. den Räuber Hotzenplotz und die Geschichten von Wilhelm Busch. In der Weihnachtszeit hat meine Mutter uns Kindern jeden Abend aus einer schönen, illustrierten Kinderbibel vorgelesen.

2. Wie kam es zu deinem Berufswunsch Illustratorin – und wie bist du es geworden?

Gezeichnet habe ich schon als Kind gerne, aber zu der Zeit wollte ich unbedingt Tierärztin werden. Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen. Die Ställe mit den Tieren waren mein Lieblingsort. Wenn z.B. unsere Hündin Junge bekam, habe ich immer daneben gehockt … So schöne Erlebnisse! Bin dann nach Berlin gegangen. Hier ist mir klar geworden, dass ich eigentlich auch sehr gerne zeichne und fotografiere. An der HdK (heute UdK) habe ich einen Studienplatz für Visuelle Kommunikation bekommen. In der Illustrationsklasse von Jürgen Spohn gab es mal das Thema Kinderbuchillustration. Wir haben Ausstellungen gemacht. Hier habe ich vom SFB (rbb) eine Anfrage bekommen, eine Bildergeschichte für „Wolff und Rüffel“ zu zeichnen. Anschließend bekam ich die Gelegenheit für das erste Bilderbuch. Die Illustrationen dazu wurden dann sogar in
Bologna auf der Kinderbuchmesse ausgestellt. Ich freue mich immer noch über diesen wunderbaren Start.

3. Wie sieht dein Arbeitsplatz aus?

Mein Arbeitsplatz ist bei mir zu Hause, in Neukölln. Gerade sieht es da doch ziemlich aufgeräumt aus und man kommt ohne Umwege zum Schreibtisch! Das ist der Moment, bevor es losgeht mit einem neuen Projekt. Hier werde ich wieder analog arbeiten: mit Pinsel, Aquarellfarben und viel Papier. Dann wird es auch schnell chaotisch. Und alle Tische und anderen Ablagemöglichkeiten sind übersät mit Papier. In meinen letzten Projekten habe ich oft digital gearbeitet. Viel Papier gibt es dann trotzdem, weil ich meine Skizzen immer auf Papier zeichne. Das ist für mich das Schönste an der Buchillustration: die Skizzen. Auf meinem Schreibtisch befinden sich ein Zeichentablet, ein Bildschirm, Pinsel, Stifte, Farben, unzählige Blätter mit Skizzen, viele überflüssige Dinge … und immer eine Tasse Kaffee. Und aus dem Fenster blicke ich in einen netten, lebhaften Kiez.

Foto: © privat

4. Wann kommen dir die besten Ideen?

Oft passiert das, wenn ich nicht danach suche. Also unterwegs, z.B. auf der Straße, wo viel passiert. Das kann aber auch im Garten sein, wenn ich gerade in der Erde wühle. Oder am Schreibtisch, während ich an den Skizzen arbeite.

5. Wie sollen die HeldInnen deiner Kinderbücher vor allem sein?

Pfiffig, liebenswert und rebellisch. Ich mag vor allem seltsame, schräge Charaktere.

6. Welches Tier zeichnest du am liebsten, welchen Gegenstand gar nicht gern?

Hunde zeichne ich gerne! Aber auch andere Tiere. Neulich habe ich immer wieder Hasen gezeichnet, davor Bären, Katzen, aber auch Vögel. Sehr interessant finde ich Insekten – die zeichne ich dann am liebsten ganz realistisch. Da kann ich manchmal gar nicht mehr aufhören, weil ich immer mehr schöne Details entdecke. Ich liebe Ameisen! Nicht ganz so gerne zeichne ich technische Gegenstände mit geraden Linien und vielen Details, wo alles stimmen muss. Zum Beispiel „verkehrssichere Fahrräder“. Das ist dann eher wie eine Fleißarbeit, die mich ziemlich fordert. Aber wenn ich es dann geschafft habe, freue ich mich über das Ergebnis.

7. Wem zeigst du als Erstes deine Bilder?

Eigentlich zuerst den LektorInnen. Gerne aber auch den beiden, die mir schon seit Jahren immer wieder beim Arbeiten über die Schulter schauen … meinem Sohn und seinem Vater.

8. Machst du Lesungen oder Workshops mit Kindern? Fällt dir dazu ein Erlebnis ein?

Eine Zeitlang habe ich in einer Integrationsgrundschule mit den Kindern Comics gezeichnet und Stempel gebastelt. Das hat mir großen Spaß gemacht. Es war immer wieder inspirierend und eine Bereicherung.

9. Was sollte sich in der Kinderbuchbranche grundlegend verbessern?

Ich meine, dass sich die Wertschätzung für unsere Arbeit auch im Honorar widerspiegeln sollte. Bücher werden zu schnell wieder vom Markt genommen. Das ist sehr schade. Und die Zeit, die für ein Buchprojekt zur Verfügung steht, ist oft viel zu knapp.

10. Wie hieß das erste Kinderbuch, das von dir erschien, und was ist deine jüngste Neuerscheinung auf dem Buchmarkt?

Meine ersten Bilderbücher hießen Laura kann nicht schlafen (Wolfgang Mann Verlag) und Frau Holle (Verlag Neugebauer Press). Mein letztes Bilderbuch befindet sich gerade im Druck und trägt den Titel: Gesund und munter in der Kindertagespflege, herausgegeben vom Bundesverband für Kindertagespflege.

Sachbilderbuch ohne Text. Umschlag und Innenillustrationen: Kirsten Höcker