Wenn ich ein Bilderbuch schreibe …

Von Johanna Lindemann

Manche Ideen für meine Bilderbücher hängen als überreife Früchte am Gute-Nacht-Geschichten-Erzählbaum, manche sind so fragil wie ein Windhauch, eine Ahnung, für die es noch keine Worte gibt. Und dann gibt es noch die Ideen, die landen – BÄMM! – als 16-Tonnen-Gewicht. Jene, denen es egal ist, was andere dazu sagen oder denken. Das sind bei mir aber die wenigsten. Die meisten meiner Ideen sind, zumindest anfangs, sehr scheue Wesen und mögen es gar nicht, vor allzu vielen Menschen besprochen und vorgeführt zu werden. Das musste ich leider erst mühsam lernen.

Coverillustration: Astrid Henn, Annette Betz Verlag 2018

Die größte Herausforderung beim Bilderbuchgeschichtenschreiben besteht für mich darin, erst mal einzuschätzen, ob sich die Ausarbeitung der Grundidee lohnt. Denn das liebe ich am Schreiben für Bilderbücher: Ich kann auch mal einer Idee folgen, um dann zu merken, nein, das wird nichts, das funktioniert so nicht. Die Arbeitszyklen einer Bilderbuchgeschichte sind für mich als Autorin viel kürzer als bei einer längeren Geschichte, ich kann mich also auch mal vergaloppieren und ohne allzu großen Gram aus der Idee wieder aussteigen – um sie mir vielleicht Monate später noch mal mit neuem Blick und Erkenntnisgewinn anzuschauen.

Aktuell arbeite ich bestimmt an einem Dutzend Bilderbuchgeschichten gleichzeitig, alle in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Ein bisschen wie ein verwilderter Garten, in dem ich immer mal wieder vorbeischaue und ein wenig hier gieße und dort was wegschneide und mich freue und wundere, was da alles so wächst … Wenn mich eine Idee packt, läuft das in den meisten Fällen folgendermaßen ab:

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Links im Monat März

Cover: © Felicitas Horstschäfer, Beltz & Gelberg

Radiobeitrag und Minilesung:
„Der Himmel über dem Platz“ heißt das neue Buch von Spreeautorin Martina Wildner. Einen schönen Beitrag über das Buch kann man im Deutschlandradio nachhören. Auf Martina Wildnders Youtube-Kanal gibt es sogar eine Minilesung.
Das schicke Cover stammt übrigens von Felicitas Horstschäfer (Spreeillustratorin).

Neue Mitglieder:
Martin Muser, Tania Witte, Boris Pfeiffer, Sandra Nenninger, Maike Harel, Dita Zipfel und Finn-Ole Heinrich sind neu auf unserer Spreeautoren-Website. Herzlich willkommen!

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Irgendwo zwischen Wahnsinn und wahnsinnig wichtig

© Ilke S. Prick

Von Ilke S. Prick

„Ich verstehe, wenn Sie nicht zusagen, aber für die Kinder wäre es großartig!“ Nicht zum ersten Mal im letzten Herbst gab es innerhalb eines Satzes diesen Spagat. Auf der einen Seite die Kinder, auf der anderen ich, mit sämtlichen Corona-Mahnungen im Ohr. Dazwischen, im Telefonhörer, eine nette Bibliothekarin, die für Schulveranstaltungen noch Gelder hatte und den Enthusiasmus besaß, diese auch in Krisenzeiten auszuschütten. Sämtliche Kultur-Events waren bereits abgesagt, die Schulen hangelten sich durch Quarantäne-Szenarien und Ampelsysteme, doch waren hier Lesungen und Werkstätten noch möglich, da wir, die wir Kinderbücher schreiben und illustrieren, nicht nur als Kultur gelten, sondern auch pädagogisch sinnvoll eingesetzt werden können. Was sollte ich also machen?

Schreibwerkstatt im Lesekeller der Adolf-Glaßbrenner-Grundschule
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Wie ist das eigentlich, im Kinderbuchbereich in Gedichtform zu schreiben?

© Hilmar Herweg, Berlin

Von Andrea Schomburg


Die Dichterin aber, bis viertel vor vier,
bis sich der Tag schon fast lichtet,
sitzt aufrecht im Bett im Nachtgewand
und dichtet.

So stellt man sich das vor, was nach dem Musenkuss geschieht, der ja jederzeit erfolgen kann. „Sie schütteln diese Gedichte doch bestimmt einfach so aus dem Ärmel, oder?“ Bisweilen ja. Bisweilen entsteht ein fertiger Bilderbuchtext auf Zuruf des Verlags („Die Programmleitung meint, es wäre doch nett, mal was über ein schlafloses Schaf zu machen …“), zwischen Frankfurt und Hamburg. Oder die fehlenden sechs Strophen, die aus einem Kurzgedicht über die kulinarischen Präferenzen von Monstern einen vollständigen Bilderbuchtext machen, zwischen Berlin und Hamburg.

Meistens aber nicht. Besonders dann nicht, wenn ein Abenteuerbuch von fast hundert Seiten in Reimen entstehen soll („Winkel, Wankel, Weihnachtswichte, 24 Reimgeschichten“, Hummelburg 2020), oder wenn es gilt, eine ganze Sammlung von Gedichten und Geschichten zu verfassen.

Ein gereimtes Versepos. Vielen Dank, dass ich das machen durfte, lieber Hummelburg Verlag!
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Fürs Radio zu schreiben ist anders …

Foto: © privat

Von Nina Petrick

Logo der Kindersendung

„Kennt ihr die Sendung Ohrenbär?“, frage ich immer, wenn ich an einer Schule Lesungen halte. Ja, viele Kinder kennen Ohrenbär. Ohrenbär, das ist die Sendung, die jeden Abend im Radio auf Berlin Brandenburg 88,8 und auf NDR Info läuft. Immer montags geht es mit einer neuen Geschichte los, die über die ganze Woche erzählt wird. Zuerst hört man das Peter-Motiv aus Peter und der Wolf, dann verkündet eine Kinderstimme: „Ohrenbär, Radiogeschichten für Kinder“, und die zehnminütige Folge beginnt, gelesen von bekannten Schauspielern.

Viele Zuhörer glauben, es wäre leicht, für den Rundfunk, Ohrenbär zu schreiben, weil das Format kurz ist, eine Reihe umfasst nur fünf bis sieben Folgen. In zehn Minuten ist eine Episode erzählt, die mit einem Cliffhanger enden kann, schließlich geht die Geschichte am nächsten Abend weiter. Die Geschichten können spannend, skurril, auch mal ernst oder lustig sein. Geschichten, bei denen einem der Atem stockt, die frei erfunden sind oder sich genauso zugetragen haben. Das ist bis auf die Länge der Texte nicht anderes als bei Kinderbüchern. Aber das kurze Format zwingt zur Disziplin, ausufernd zu erzählen geht nicht, man muss auf den Punkt kommen. Kill your darlings gilt ohnehin und hier besonders. 7000 Zeichen pro Folge sind eben nicht viel. Wörtliche Rede wird nur sparsam eingesetzt.

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