Geschichten schaffen Freundschaften. Über Schreibgruppen

© Kai Hafemeister

Von Claudia Kühn

Alles fing mit Emma an. Sie schenkte meiner Tochter zum 6. Geburtstag etwas ganz Besonderes: eine Geschichte. Eine Geschichte, die sie selbst geschrieben, gestaltet, illustriert und zu einem Buch gebunden hatte.

Emma erzählt von einer Katze, der ihr liebstes Spielzeug geklaut wird. Ihre Freundin hilft ihr, den Dieb zu stellen. Die Erzählung schließt mit einer Frage der Autorin an ihre Leser: „War das eine schöne Geschichte?“ Und das Buch endet mit einer direkten Ansprache an meine Tochter: „Ich finde dich nett. Ich hoffe, dass du das weißt.“

Die Ansprache zeigte Wirkung: die beiden Mädchen wurden enge Freundinnen. Damit hatte die Geschichte ihre Funktion erfüllt.

Emmas Frage nach der Qualität der Geschichte, also ihrer Ästhetik, beschäftigte mich.

Die Geschichte ist sehr kurz und einfach gebaut. Sie hat einen Anfang: Es war einmal eine kleine Katze, eine Mitte mit einem Wendepunkt: Zum Glück hatte die Maus eine kleine Freundin, und sie hat ein glückliches Ende: Die Maus nahm die Wolle. Es tritt ein geheimnisvoller, in der Nacht agierender Antagonist auf – der Dieb. Und es wird von einer ungewöhnlichen Freundschaft erzählt – der Freundschaft zwischen Katze und Maus, die eine Probe besteht. Emmas Geschichte hat alles, was eine gute Geschichte braucht. Sie ist perfekt!

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