10 Fragen an unsere SpreeautorInnen: Jens Baumeister

© Herr und Frau Martin

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Name: Jens Baumeister
geboren in: Hamburg
seit wann in Berlin: Januar 2011
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1. Was sind die drei Lieblingsbücher deiner Kindheit?

Ui, das ist schwer. Drei Bücher kann ich da kaum auswählen – ich versuche es aber. In zufälliger Reihenfolge:
– „Auf Kaperfahrt mit der friedlichen Jenny“ von Boy Lornsen
– „Ronja Räubertochter“ von Astrid Lindgren
– „Das fliegende Klassenzimmer“ von Erich Kästner

2. Wie kam es zu deinem Berufswunsch Autor – und wie bist du es geworden?

Da gab es verschiedene Dinge, die zusammenkamen: Mein Vater hatte eine elektrische Schreibmaschine, auf der ich als Kind immer begeistert getippt habe. Zum Glück hat er nicht mit mir geschimpft, sondern mir zum achten Geburtstag eine eigene mechanische Schreibmaschine geschenkt, auf der ich dann meine erste Kurzgeschichte geschrieben habe. Dazu kam, dass er sich irgendwann mal ein „Handbuch für Autoren“ gekauft hatte, in dem Grundlagen der Struktur von literarischen Texten leicht verständlich erklärt wurden. Das las ich, als ich etwas älter war, und ich erkannte diese Elemente dann auch in den Büchern, die ich las, und probierte, sie in meinen eigenen Texten zu nutzen. Ab da war klar, dass ich gerne etwas mit Schreiben tun wollte. Später studierte ich dann Drehbuchschreiben und arbeitete ein paar Jahre als TV-Autor, bevor ich begann, Kinderbücher zu schreiben.

3. Wie sieht dein Arbeitsplatz aus?

Den Arbeitsplatz habe ich gar nicht. Ich schreibe meistens auf einem Laptop. Wo der steht, wechselt immer wieder. Jetzt zum Beispiel gerade auf einem Tisch in einem ICE-Zug:

4. Wann kommen dir die besten Ideen?

In zwei Situationen: Entweder dann, wenn ich mich mit gar nichts beschäftige (z.B. unter der Dusche, beim Spazierengehen oder vor dem Einschlafen) oder umgekehrt dann, wenn ich sehr intensiv an dem Stoff arbeite und richtig „tief drin“ bin.

5. Wie sollen die HeldInnen deiner Kinderbücher vor allem sein?

Glaubwürdig. Kinder sollten sich in ihnen wiedererkennen können. Natürlich merke ich dabei, dass in jeder Figur auch ein wenig von mir steckt, und es ist mir wichtig, dass sie alle Werte transportieren, die ich vertreten kann und will, aber sie sollen trotzdem alle individuelle Persönlichkeiten sein.

6. Träumst du manchmal von deinen Figuren? Und wie heißt deine Lieblingsfigur?

Geträumt habe ich von meinen Figuren noch nie. Und eine klare Lieblingsfigur habe ich auch nicht – das hängt immer davon ab, woran ich gerade arbeite.

7. Wem zeigst du als erstes deine Texte?

Meistens tatsächlich meinen Lektorinnen und Lektoren. Ab und zu auch mal meiner lieben Autorenkollegin Gabi Deeg, die ich schon seit Jahren kenne.

8. Machst du Lesungen oder Workshops mit Kindern? Fällt dir dazu ein Erlebnis ein?

Lesungen sind für mich mit das Tollste am Autorenberuf. Ein besonders schönes Erlebnis war eine Lesung vor Kindern einer 5. Klasse aus einem sogenannten „Problem-Stadtteil“. Die zuständige Bibliothekarin warnte mich im Vorfeld per Telefon, wie schwierig es werden könne, und gab mir Verhaltenstipps, um die Kontrolle zu behalten. Dementsprechend nervös war ich an dem Tag der Veranstaltung. Und was passierte? Die Kinder waren die liebsten und aufmerksamsten auf der ganzen Lesereise! Sie waren die ganze Zeit mit Begeisterung dabei, und ich brauchte keinen einzigen der Verhaltenstipps der Bibliothekarin. Das war schon ein schönes Gefühl, dass ich sie so packen konnte.

9. Was sollte sich in der Kinderbuchbranche grundlegend verbessern?

Diversität unter Autoren – sowohl was die Herkunftsregionen als auch die sozialen Schichten angeht. Im Moment dominieren noch sehr stark Menschen mit einem ähnlichen Umfeld wie meinem: kein Migrationsintergrund, Herkunft aus dem Bildungsbürgertum. Das ist ja an sich nichts Schlimmes. Diese Autorinnen und Autoren schreiben ja viele tolle Geschichten und versuchen auch, möglichst viele Kinder zu erreichen – aber es ist eben doch nur ein Puzzleteil von vielen. Denn ähnliche Hintergründe bringen oftmals auch ähnliche Lebenserfahrungen mit sich, aus denen wir für unsere Arbeit schöpfen. Je vielfältiger die Stimmen werden, desto vielfältiger werden auch die Geschichten – und die sprechen damit dann auch Kinder an, die sich in Büchern, wie etwa ich sie schreibe, vielleicht nicht wiederfinden können.

10. Wie hieß das erste Kinderbuch, das von dir erschien, und was ist deine jüngste Neuerscheinung auf dem Buchmarkt?

Mein erstes Kinderbuch ist im Jahr 2015 erschienen und hieß „Jonas’ großes Comic Chaos“, illustriert von Mareikje Vogler. Meine jüngste Neuerscheinung ist „Exit – Das Buch: Der Fall des Ryan Creed“, erschienen im Oktober 2021.