Grand Hotel Bellvue

Autor und Illustrator in Personalunion zu sein, hat viele Vorteile – kann aber auch ganz schön anstrengend sein …

Von Hendrik Jonas

Mein ganzes Leben lang habe ich gezeichnet und gemalt, fast mein ganzes Leben lang geschrieben: Tagebücher, Kalender und ungezählte Briefe (die ich natürlich auch mit Zeichnungen versehen habe). Wenn sich die Frage nach der wahren Profession allerdings daran bemisst, was leichter von der Hand geht, dann bin ich wohl doch Zeichner. Obwohl mir das Geschichten-Erfinden so einen Spaß macht. Wenn ich mal reinkomme …

Als mich der Tulipan Verlag mit der Bitte nach einer Hunde-Geschichte anrief, habe ich folgerichtig erst mal zu einem weichen Bleistift gegriffen und mir die einzelnen Hunderassen vorgenommen, und zwar in ihrer echten, hundemäßigen Gestalt: grimmige Boxer, haarige Bobtails, niedliche Yorkshire Terrier, missmutige Bulldoggen und klapprige Windhunde. Ich habe ganze Skizzenbücher mit ihnen gefüllt, auf Kassenbons und billigstes Kopierpapier gezeichnet und natürlich in meinen mich ständig begleitenden Wochenkalender. Profitiert habe ich nicht unerheblich davon, dass es in unserer Familie immer Hunde gab, nämlich fast ausnahmslos Deutsche Bracken.

Mehr lesen

Bücherort Reykjavík

Von Nele Brönner

Das Gröndalshús in Reykjavík

Als im September 2020 die Coronapandemie in Europa abflaute und Island tatsächlich für einen Moment covidfrei war, habe ich mich aufgemacht, meinen im Mai verschobenen Aufenthalt als Writer in Residence in Reykjavík anzutreten.
Das Goethe-Institut Kopenhagen und Reykjavík UNESCO City of Literature hatten mich eingeladen, einen Monat lang in Gröndals schönem Hús in Vesturbær nah am alten Hafen zu wohnen und zu arbeiten. Benedikt Gröndal (1826 – 1907) war Lyriker, Prosaautor und Übersetzer. Er sammelte und zeichnete unzählige isländische Vögel, Meerestiere und Pflanzen und katalogisierte sie. Sein kreativer Geist erfüllt das Haus und ist über der Gästewohnung in Gröndals Museum anhand vieler Zeichnungen, Bücher, Fotos und ausgestopfter Vögel zu bestaunen.

Gröndal Museum in Reykjavík
Mehr lesen

10 Fragen an unsere SpreeautorInnen: Michael Wildenhain

Foto: © Marijan Murat

………………………………………………………………………………………………………..
Name: Michael Wildenhain
geboren in: Berlin (Charlottenburg, aufgewachsen in Schöneberg)
seit wann in Berlin: 1958
………………………………………………………………………………………………………..

1. Was sind die drei Lieblingsbücher deiner Kindheit?

1. So ein Bilderbuch mit einem Jungen und einem Tiger, die – im indischen Dschungel?! – befreundet sind. Titel ist mir entfallen.
2. Die Geschichte von einem Mungo, der gegen eine Cobra kämpfen und bestehen muss – und es schafft.
3. Ilias und Odyssee. Von Inge und Walter Jens (bebildert; gibt’s immer noch).

2.  Wie kam es zu deinem Berufswunsch Autor – und wie bist du es geworden?

Mein Berufswunsch war das nie, da ich nicht gern schreibe. Ich habe auf Gymnasiallehramt studiert und stand nach dem Examen dumm da, weil es keine Stellen gab. Danach habe ich viel fürs Radio gemacht, Features, Hörspiele, und dann kam 1987 die Reihe Ohrenbär, für die ich meine ersten Geschichten für Kinder geschrieben habe. Damals rief mich der Carlsen Verlag an und wollte sie drucken, so fing alles an …

3. Wie sieht dein Arbeitsplatz aus?

Chaotisch. Zettel, Zettel, Zettel. Haufen, Haufen, Haufen.

Mehr lesen

Fürs Radio zu schreiben ist anders …

Foto: © privat

Von Nina Petrick

Logo der Kindersendung

„Kennt ihr die Sendung Ohrenbär?“, frage ich immer, wenn ich an einer Schule Lesungen halte. Ja, viele Kinder kennen Ohrenbär. Ohrenbär, das ist die Sendung, die jeden Abend im Radio auf Berlin Brandenburg 88,8 und auf NDR Info läuft. Immer montags geht es mit einer neuen Geschichte los, die über die ganze Woche erzählt wird. Zuerst hört man das Peter-Motiv aus Peter und der Wolf, dann verkündet eine Kinderstimme: „Ohrenbär, Radiogeschichten für Kinder“, und die zehnminütige Folge beginnt, gelesen von bekannten Schauspielern.

Viele Zuhörer glauben, es wäre leicht, für den Rundfunk, Ohrenbär zu schreiben, weil das Format kurz ist, eine Reihe umfasst nur fünf bis sieben Folgen. In zehn Minuten ist eine Episode erzählt, die mit einem Cliffhanger enden kann, schließlich geht die Geschichte am nächsten Abend weiter. Die Geschichten können spannend, skurril, auch mal ernst oder lustig sein. Geschichten, bei denen einem der Atem stockt, die frei erfunden sind oder sich genauso zugetragen haben. Das ist bis auf die Länge der Texte nicht anderes als bei Kinderbüchern. Aber das kurze Format zwingt zur Disziplin, ausufernd zu erzählen geht nicht, man muss auf den Punkt kommen. Kill your darlings gilt ohnehin und hier besonders. 7000 Zeichen pro Folge sind eben nicht viel. Wörtliche Rede wird nur sparsam eingesetzt.

Mehr lesen