Zusammen Abstand halten

Finanzielle Unterstützung in Zeiten von Corona für (Berliner) Autor*innen und Illustrator*innen

Der Versuch einer Übersicht
Von Lena Hesse

Im Februar war ich auf meiner letzten Party. Der Geburtstag einer Freundin.
Wir standen in der Küche herum und unterhielten uns über den Känguru-Film, dass es so langsam mal gut sei mit dem Berliner Wintergrau und was man beruflich so macht. Ich erzählte, dass ich Bilderbücher schreibe und illustriere.
Und da poppte er wieder auf, dieser Satz:
»Oh, wie schön! Aber kann man denn davon leben?«

Diese Frage drückt bei mir immer den gleichen roten Knopf. 
Nicht so sehr, weil darin mitschwingt, dass Schreiben und Illustrieren von Kinderliteratur ja eigentlich »kein richtiger Beruf« sei, sondern weil es auch nach über zehn Jahren als Freiberuflerin immer noch Phasen gibt, in denen auch ich auf mein Konto schaue und denke: »Hoffentlich reicht’s.«
Existenzängste machen nun keinen guten Party-Smalltalk, darum antwortete ich wohl so was wie: »Joa, geht schon.«
Die ehrliche Antwort wäre aber gewesen:
»Manchmal ist es kompliziert.«

Heute, nur ein paar Wochen später, müsste ich sagen: 
»Im Moment ist es echt mal richtig kompliziert.«
Lesungen und Workshops wurden abgesagt, und es werden bis auf Weiteres auch keine stattfinden. Buchhandlungen bleiben zu. Es werden in diesem Jahr signifikant weniger Bücher verkauft werden. Buchverlage, unsere Haupt-Auftraggeber, werden ihr Programm vermutlich reduzieren müssen. Vielleicht werden geplante Buchprojekte verschoben oder ganz gestrichen.

Die gute Nachricht: Es werden inzwischen die ersten Rettungsschirme aufgespannt, um Freischaffenden und Kleinstunternehmern zumindest für eine gewisse Zeit die Existenzgrundlage zu sichern. 
Ich habe begonnen, einige der Maßnahmen, die für Autor*innen und Illustrator*innen (in Berlin) interessant sein können, zusammenzutragen. 

Betrachtet die folgende Liste gern als »Open Source«. Wenn ihr noch weitere Ideen und Weblinks beisteuern möchtet, schreibt eine E-Mail an spreeautoren(at)web.de.


»Corona-Soforthilfe« beantragen

Der Berliner Senat hat am 27.03. die sogenannte »Corona-Soforthilfe« auf den Weg gebracht. Solo-Selbstständige können direkt 5000 Euro aus Landesmitteln beantragen und unter bestimmten Voraussetzungen zusätzlich bis zu 9000 Euro aus Bundesmitteln.
Der Antrag wird bei der Investitionsbank Berlin (IBB) gestellt:
https://www.ibb.de/de/wirtschaftsfoerderung/themen/coronahilfe/corona-liquiditaets-engpaesse.html Dort findet ihr auch weitere Informationen zu den Vergabekriterien.

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Vom Unterschied. Schenken und schenken lassen

© Till Hülsemann

Von Salah Naoura

Derzeit prasseln mitten im Corona-Chaos auf viele unserer KollegInnen Anfragen nach unbezahlter Arbeit ein, das Prinzip ist immer dasselbe: Literatur(ver)mittler (Verlage, Veranstalter von Lesefestivals sowie Institute, Akademien oder Vereine, die sich professionell mit KJL beschäftigen) tragen kreative Ideen an uns heran, die wir dann zeitnah und unbezahlt umsetzen sollen. Lesungen sollen gestreamt, Geschichten sollen geschrieben, Kurzfilme gedreht oder Podcasts aufgenommen werden, und die Ergebnisse sollen dann auf den Websiten, Platformen oder Facebook-Profilen der jeweiligen Anfrager präsentiert werden. Viele AutorInnen, so mein Eindruck, finden das gut und machen sich sogleich ans Werk, um die Kinder, die in Corona-Zeiten nicht mehr zur Schule gehen, unentgeltlich mit literarischer Unterhaltung zu versorgen.

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Null Sterne für die Sternchen

© Till Hülsemann

Von Salah Naoura

Zugegeben, mir läuft jedes Mal ein schadenfroher Schauer über den Rücken, wenn in der Sendung „Druckfrisch“ Literaturkritiker Denis Scheck ein von ihm verrissenes Buch die berüchtigte Rollrampe hinunterschickt und es schließlich in Großaufnahme im Papierkorb landet. Genial, denke ich, wenn ich seine Kritik nachvollziehen kann. Na ja, denke ich, wenn ich sie nicht nachvollziehen kann. Und als Letztes stelle ich mir immer vor, wie grauenvoll es wäre, wenn eins meiner Bücher über diese kalten, unbarmherzigen Stahlrollen rappeln und in die Tiefe stürzen müsste.

Verständlicher Gedanke, aber völlig falsch. Dankbar müssten wir KinderbuchautorInnen sein, wenn wir bei Herrn Scheck, dem Literarischen Quartett oder ähnlichen Sendungen überhaupt vorkämen – welch ein Ritterschlag wäre es und zugleich die öffentliche Bekanntmachung der wenig bekannten Tatsache, dass es sich bei Kinderliteratur um Literatur handelt, die als ebensolche erwähnens- und sogar besprechenswert ist. Aktuelle Kinderliteraturkritik, die sich auch an Erwachsene richtet, kommt in TV-Formaten schlicht nicht vor. Und aus den Feuilletons der Zeitungen wurden die Rezensionen neuer Kinderbuchtitel auf die Kinderseiten verbannt, als sei die Frage, was zeitgenösssische gute KJL ist, unter Erwachsenen kein Thema.

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10 Fragen an unsere SpreeautorInnen: Sebastian Meschenmoser

Foto: Anna Wasilewski

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Name: Sebastian Meschenmoser
geboren in: Frankfurt am Main
seit wann in Berlin: 2007
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1. Was sind die drei Lieblingsbücher deiner Kindheit?

»Sophiechen und der Riese« von Roald Dahl, »Die unendliche Geschichte« von Michael Ende und »Oh, wie schön ist Panama« von Janosch.

2.  Wie kam es zu deinem Berufswunsch Illustrator – und wie bist du es geworden?

Als Kind wollte ich schon Illustrator werden und habe sehr gerne gezeichnet. Ich wollte kein Kommunikationsdesign studieren, um Illustration zu lernen, sondern am liebsten den ganzen Tag zeichnen. So habe ich den Umweg über das Kunststudium genommen. Das Schreiben kam „aus Versehen“ dazu.

3. Wie sieht dein Arbeitsplatz aus?

An meinem Arbeitsplatz sieht es immer genau anders aus als in meinem Kopf. Wenn in mir viele Ideen herumschwirren, muss draußen alles ordentlich sein. Wenn ich keine Ideen habe, darf etwas Chaos herrschen.

Foto: Anna Wasilewski
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Unsere Neuerscheinungen im Frühjahr 2020 / Teil 3

Cover: Julia Bierkandt / Boje

Irmelina Geisterkind
Band 1: Das Geheimnis der Dorfeiche

Lydia Ruwe (Text), Julia Bierkandt (Illustrationen)
Erscheint am 27. März im Boje-Verlag
ab 8 Jahre

Inhalt:
Hurra! Irmelina Geisterkind feiert ihren zehnten Geburtstag und bekommt endlich ihr eigenes Geisterreich zugewiesen. Doch als sie erfährt, dass sie sich von nun an um Hügelhausens Dorfeiche kümmern soll, ist Irmelina furchtbar enttäuscht. Die steinalte Eiche ist ihr eindeutig zu langweilig. Verbotenerweise verlässt Irmi ihren Posten und macht immer größere Ausflüge. Dabei trifft der marmeladenglasgroße Wirbelwind das neunjährige Menschenmädchen Juna. Wenn das kein Sommer voller Abenteuer wird! 

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