Irgendwo zwischen Wahnsinn und wahnsinnig wichtig

© Ilke S. Prick

Von Ilke S. Prick

„Ich verstehe, wenn Sie nicht zusagen, aber für die Kinder wäre es großartig!“ Nicht zum ersten Mal im letzten Herbst gab es innerhalb eines Satzes diesen Spagat. Auf der einen Seite die Kinder, auf der anderen ich, mit sämtlichen Corona-Mahnungen im Ohr. Dazwischen, im Telefonhörer, eine nette Bibliothekarin, die für Schulveranstaltungen noch Gelder hatte und den Enthusiasmus besaß, diese auch in Krisenzeiten auszuschütten. Sämtliche Kultur-Events waren bereits abgesagt, die Schulen hangelten sich durch Quarantäne-Szenarien und Ampelsysteme, doch waren hier Lesungen und Werkstätten noch möglich, da wir, die wir Kinderbücher schreiben und illustrieren, nicht nur als Kultur gelten, sondern auch pädagogisch sinnvoll eingesetzt werden können. Was sollte ich also machen?

Schreibwerkstatt im Lesekeller der Adolf-Glaßbrenner-Grundschule
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Nur ein Erstleser?

Für 6 bis 8 Jahre. Schön bunt. Schön witzig. Schön schön.


Von Iris Wolfermann

© Gudrun Senger

Nachdem ich bereits viele Kinderbücher illustriert hatte, begann ich vor einigen Jahren zusätzlich zu schreiben. Ich wollte gern auch meine eigenen Geschichten illustrieren und hatte stets große Lust, Bücher nicht nur zu zeichnen, sondern auch komplett zu erzählen.

Schon als Kind entwarf ich kleine Buchprojekte. Mein erster Entwurf war das Nachzeichnen des Sachbuches „Vom Korn zum Brot“ von Ali Mitgutsch. Es erzählte davon, wie aus einer Kornähre ein Brot entsteht, das am Ende ein Kind beim Bäcker kauft. Besonders der rote Mähdrescher brachte mich mit der Darstellung seiner Perspektive damals zum Grübeln. Über mehrere Wochen malte ich mit Filzstiften die Bilder ab, Seite für Seite. Auch faszinierte mich die Vielfalt der Bücher. Ich liebte die großen, panoramahaften Seiten der Bilderbücher. Später las ich alles, was ich zwischen die Finger bekam, ich verschlang Märchen, Romane, Comics und Erzählungen und war häufiger Gast in der städtischen Bücherei.

Die Ideen zu meinen Geschichten entstehen aus einer Figur in meinem Kopf. Meist ist es ein Bild oder ein Charakter, den ich mir vorstelle, oder es gibt ein Erlebnis, das ich genauer beschreiben möchte. Manchmal kommt mir auch beim Illustrieren der Texte anderer Autor*innen die Idee zu einer Geschichte, oder ich finde sie in meiner realen Umgebung. Dann füge ich eine großzügige Portion Übertreibung, Witz und Fantasie hinzu. Mir ist wichtig, dass die Charaktere in meinen Geschichten nicht klischeehaft und lieblich sind. Einerseits sollen sich die Leser*innen mit ihnen identifizieren können, andererseits dürfen die Figuren auch unkonventionell handeln, um die Spannung der Geschichte zu erhöhen.

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10 Fragen an unsere SpreeautorInnen: SaBine Büchner

Foto: © Q. Büchner

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Name: SaBine Büchner
geboren in: Wuppertal
seit wann in Berlin: 1996
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1. Was sind die drei Lieblingsbücher deiner Kindheit?

In meiner Kinderzeit gab es in den ersten Jahren nicht viele Bücher. Mein Lieblingsbilderbuch war Reise nach Tripiti von H. U. Steger, das gehörte meinem Sandkastenfreund. Sehr geliebt habe ich dann die Bildergeschichten von Wilhelm Busch und sämtliche Urmel-Bücher, die waren pfon pfön!

2. Wie kam es zu deinem Berufswunsch Illustratorin – und wie bist du es geworden?

Meinen Beruf hat mir das Leben geschenkt. Nach dem Abi wollte ich Kunsttherapeutin werden, habe zunächst eine Ausbildung zur Sozialpädagogin gemacht und fünf Jahre in einem Kinderheim gearbeitet. Danach brauchte ich etwas Zeit für mich, habe ein ganzes Jahr gemalt und gezeichnet und einen Studienplatz für Kommunikationsdesign in Wuppertal ergattert. Geld war knapp, ein Job im Trickfilmatelier hat mich gerettet, zwei Jahre später wurde ich an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf für den Studiengang Animation angenommen. Für meinen Buchentwurf Für immer SIEBEN habe ich dann nach dem Kunsthochschulabschluss das Troisdorfer Bilderbuchstipendium erhalten, das war 2007. Seitdem arbeite ich sehr glücklich als freie Illustratorin.

3. Wie sieht dein Arbeitsplatz aus?

Ich habe zwei Tische, einen mit Technik, der ist luftig und aufgeräumt, nichts darf ablenken. Der andere ist mein Lieblingsplatz … Da mache ich alles andere.

© Foto: Q. Büchner
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Wie ist das eigentlich, im Kinderbuchbereich in Gedichtform zu schreiben?

© Hilmar Herweg, Berlin

Von Andrea Schomburg


Die Dichterin aber, bis viertel vor vier,
bis sich der Tag schon fast lichtet,
sitzt aufrecht im Bett im Nachtgewand
und dichtet.

So stellt man sich das vor, was nach dem Musenkuss geschieht, der ja jederzeit erfolgen kann. „Sie schütteln diese Gedichte doch bestimmt einfach so aus dem Ärmel, oder?“ Bisweilen ja. Bisweilen entsteht ein fertiger Bilderbuchtext auf Zuruf des Verlags („Die Programmleitung meint, es wäre doch nett, mal was über ein schlafloses Schaf zu machen …“), zwischen Frankfurt und Hamburg. Oder die fehlenden sechs Strophen, die aus einem Kurzgedicht über die kulinarischen Präferenzen von Monstern einen vollständigen Bilderbuchtext machen, zwischen Berlin und Hamburg.

Meistens aber nicht. Besonders dann nicht, wenn ein Abenteuerbuch von fast hundert Seiten in Reimen entstehen soll („Winkel, Wankel, Weihnachtswichte, 24 Reimgeschichten“, Hummelburg 2020), oder wenn es gilt, eine ganze Sammlung von Gedichten und Geschichten zu verfassen.

Ein gereimtes Versepos. Vielen Dank, dass ich das machen durfte, lieber Hummelburg Verlag!
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