Fusseln zwischen meinen Zehen – ein Corona-Gedicht

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Von Andreas Hartmann

Anfangs war es ja noch schön, den ganzen Tag zu Haus.
Unterricht im Schlafanzug, und niemand fragt mich aus.
Kein Wecker nervt um sechs Uhr früh, Ma ruft nicht: „Halt dich ran!“
Vokabeltests und Matheprüfung gibt’s erst irgendwann.
Neue Wörter lern ich auch, zum Beispiel Pandemie.
Paps Büro ist jetzt daheim. Wir schnuffeln oft wie nie!

Doch langsam wird es mir zu blöd. Die Zeit, sie macht sich lang.
Freunde darf ich jetzt nicht sehen, denn davon wird man krank.
Kein Quatsch mit andren in der Schule, auf dem Pausenhof.
Den ganzen Tag mit mir zu Haus – so langsam wird’s mal doof.
Das Wetter ist ein Frühlingstraum, schönster Sonnenschein.
Doch draußen nur spazieren gehen, und das auch noch allein?

Die Eltern sind zwar auch noch da, doch irgendwie auch nicht.
Sie arbeiten und sind gereizt, wenn man sie unterbricht.
Die Bücher sind längst ausgelesen, Reisen ist verboten.
Ich wackle mit dem großen Zeh, die Haare haben Knoten.
Theater zu, das Schwimmbad auch, zum Spielplatz darf ich nicht.
Vorm Fenster, da schreit laut ein Spatz – Staub tanzt dazu im Licht.
Oma/Opa sind weit weg, wie blöd doch Ostern war.
Das Kinderzimmer aufzuräumen geht noch – war ja klar!

Wie lange das so weiterläuft, kann mir keiner sagen.
Corona, diese Lungenkrankheit, schlägt mir auf den Magen.
Ich werd noch blöd und döselig, den ganzen Tag im Haus.
Fusseln zwischen meinen Zehen, auf der Leber tanzt ’ne Laus.

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