Fusseln zwischen meinen Zehen – ein Corona-Gedicht

Foto: © privat

Von Andreas Hartmann

Anfangs war es ja noch schön, den ganzen Tag zu Haus.
Unterricht im Schlafanzug, und niemand fragt mich aus.
Kein Wecker nervt um sechs Uhr früh, Ma ruft nicht: „Halt dich ran!“
Vokabeltests und Matheprüfung gibt’s erst irgendwann.
Neue Wörter lern ich auch, zum Beispiel Pandemie.
Paps Büro ist jetzt daheim. Wir schnuffeln oft wie nie!

Doch langsam wird es mir zu blöd. Die Zeit, sie macht sich lang.
Freunde darf ich jetzt nicht sehen, denn davon wird man krank.
Kein Quatsch mit andren in der Schule, auf dem Pausenhof.
Den ganzen Tag mit mir zu Haus – so langsam wird’s mal doof.
Das Wetter ist ein Frühlingstraum, schönster Sonnenschein.
Doch draußen nur spazieren gehen, und das auch noch allein?

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Schreiben in Zeiten von Corona

Von Ilke S. Prick

Mein Küchentisch © Dieter Grönling

„Für dich ist es ja jetzt toll“, sagt meine Freundin am Telefon. „Du brauchst nicht rauszugehen, du verpasst nichts mehr, du kannst den ganzen Tag in Ruhe schreiben. Ist doch ideal!“ Ich zucke zweifelnd mit den Schultern, was sie nicht sehen kann, und sie verabschiedet sich mit den besten Wünschen. Also setze ich mich wieder an meinen Küchentisch, den angefangenen Text vor mir. Die Kastanie gegenüber öffnet die ersten grünen Knospen. Bald wird sie blühen. Werden wir auch dann in unseren Wohnungen sitzen? Im Home Office? Nur zum Einkaufen rausgehen und für ein bisschen Spaziergang um den Block? Ich schaue auf mein Blatt. Eine provisorische Überschrift und der Versuch eines ersten Satzes:

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Zusammen Abstand halten

Finanzielle Unterstützung in Zeiten von Corona für (Berliner) Autor*innen und Illustrator*innen

Der Versuch einer Übersicht
Von Lena Hesse

Im Februar war ich auf meiner letzten Party. Der Geburtstag einer Freundin.
Wir standen in der Küche herum und unterhielten uns über den Känguru-Film, dass es so langsam mal gut sei mit dem Berliner Wintergrau und was man beruflich so macht. Ich erzählte, dass ich Bilderbücher schreibe und illustriere.
Und da poppte er wieder auf, dieser Satz:
»Oh, wie schön! Aber kann man denn davon leben?«

Diese Frage drückt bei mir immer den gleichen roten Knopf. 
Nicht so sehr, weil darin mitschwingt, dass Schreiben und Illustrieren von Kinderliteratur ja eigentlich »kein richtiger Beruf« sei, sondern weil es auch nach über zehn Jahren als Freiberuflerin immer noch Phasen gibt, in denen auch ich auf mein Konto schaue und denke: »Hoffentlich reicht’s.«
Existenzängste machen nun keinen guten Party-Smalltalk, darum antwortete ich wohl so was wie: »Joa, geht schon.«
Die ehrliche Antwort wäre aber gewesen:
»Manchmal ist es kompliziert.«

Heute, nur ein paar Wochen später, müsste ich sagen: 
»Im Moment ist es echt mal richtig kompliziert.«
Lesungen und Workshops wurden abgesagt, und es werden bis auf Weiteres auch keine stattfinden. Buchhandlungen bleiben zu. Es werden in diesem Jahr signifikant weniger Bücher verkauft werden. Buchverlage, unsere Haupt-Auftraggeber, werden ihr Programm vermutlich reduzieren müssen. Vielleicht werden geplante Buchprojekte verschoben oder ganz gestrichen.

Die gute Nachricht: Es werden inzwischen die ersten Rettungsschirme aufgespannt, um Freischaffenden und Kleinstunternehmern zumindest für eine gewisse Zeit die Existenzgrundlage zu sichern. 
Ich habe begonnen, einige der Maßnahmen, die für Autor*innen und Illustrator*innen (in Berlin) interessant sein können, zusammenzutragen. 

Betrachtet die folgende Liste gern als »Open Source«. Wenn ihr noch weitere Ideen und Weblinks beisteuern möchtet, schreibt eine E-Mail an spreeautoren(at)web.de.


»Corona-Soforthilfe« beantragen

Der Berliner Senat hat am 27.03. die sogenannte »Corona-Soforthilfe« auf den Weg gebracht. Solo-Selbstständige können direkt 5000 Euro aus Landesmitteln beantragen und unter bestimmten Voraussetzungen zusätzlich bis zu 9000 Euro aus Bundesmitteln.
Der Antrag wird bei der Investitionsbank Berlin (IBB) gestellt:
https://www.ibb.de/de/wirtschaftsfoerderung/themen/coronahilfe/corona-liquiditaets-engpaesse.html Dort findet ihr auch weitere Informationen zu den Vergabekriterien.

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Vom Unterschied. Schenken und schenken lassen

© Till Hülsemann

Von Salah Naoura

Derzeit prasseln mitten im Corona-Chaos auf viele unserer KollegInnen Anfragen nach unbezahlter Arbeit ein, das Prinzip ist immer dasselbe: Literatur(ver)mittler (Verlage, Veranstalter von Lesefestivals sowie Institute, Akademien oder Vereine, die sich professionell mit KJL beschäftigen) tragen kreative Ideen an uns heran, die wir dann zeitnah und unbezahlt umsetzen sollen. Lesungen sollen gestreamt, Geschichten sollen geschrieben, Kurzfilme gedreht oder Podcasts aufgenommen werden, und die Ergebnisse sollen dann auf den Websiten, Platformen oder Facebook-Profilen der jeweiligen Anfrager präsentiert werden. Viele AutorInnen, so mein Eindruck, finden das gut und machen sich sogleich ans Werk, um die Kinder, die in Corona-Zeiten nicht mehr zur Schule gehen, unentgeltlich mit literarischer Unterhaltung zu versorgen.

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